Vor gerade mal 11 Monaten wurden die kleinen bunten E-Scooter für die deutschen Straßen zugelassen. Und alle kamen. Circ, Lime, Bird, Tier, Voi, dott und Uber (Jump). Aber das war gefühlt vor langer Zeit. Vor einer Zeit ohne Ausgangsbeschränkungen, ohne Kontaktverbote, aber mit Touristen und vollen Innenstädten.
Ende des Jahres 2019 hatten sich die meisten E-Scooter Anbieter noch gefreut und auf einen milden Winter, ohne Pause für das Geschäft gehofft. Aber mit der Freude war es dann im März vorbei. Dann kam Corona. Und nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ist das Geschäft mit den Leih-E-Scootern fast vollständig zum Erliegen gekommen. Wenn auch nicht so hart wie die E-Scooter, traf es die Anbieter für Leihfahrräder und Elektroroller.
Der ganze noch junge Markt für alternative und Umweltbewusste Mikromobilität schien mit einem Schlag schon wieder vorbei zu sein.
Und während die Einen den mobilen Möglichkeiten nachtrauern und die Anbieter fast ihre gesamten Mitarbeiter entlassen müssen, freuen sich die Anderen darüber, dass nicht an jeder Straßenecke ein E-Scooter auf dem Gehweg liegt oder Leihfahrräder im Gebüsch hängen.
Nun, es sieht so auch als hätte die Corona Krise den Markt bereinigt. Nichts, was nicht auch ohne Corona passiert wäre. Nur eben etwas später. Und im Grunde auch eher eine gute Nachricht für die meisten „Beteiligten“, den weniger Anbieter bedeutet weniger harten Wettbewerb und somit mehr Zeit und Möglichkeiten für die verbleibenden Marktteilnehmer sich auf ihr Geschäft, die Entwicklung und Verbesserung ihrer Angebote zu konzentrieren. Die Mitarbeiter müssen weniger um ihre Zukunft fürchten und die Straßen sind nicht überfüllt mit E-Scootern, Fahrrädern oder Elektroroller. Angebot und Nachfrage passen sich an.
Und im Grunde gibt es dabei eigentlich auch nur wenige Verlierer. Die, die vermutlich eh nach der dritten oder vierten Finanzierungsrunde genug Geld verbrannt hätten, die mit den billigsten Preisen und den schlechtesten Arbeitsbedingungen und denen, die eh nur mal quer eingestiegen sind um den ein oder anderen Euro mitzunehmen und so wie Bosch mit dem Elektroroller StartUp Coup nur ein bisschen mitspielen wollten und trotz gefüllter Kassen die Mitarbeiter schon vor der Krise auf die Straße und die Roller von der Straße gesetzt haben.
Zumindest die Elektroroller fahren jetzt wieder in ihrem typischen grün-schwarz, allerdings mit der Aufschrift TIER statt COUP durch die Berliner Straßen, denn TIER Mobility hat Bosch die Flotte abgekauft und somit sein Angebot erweitert und wieder etwas zukunftssicherer gemacht.
Und Lime, einer der ersten E-Scooter Verleiher mit schwarzen Zahln in Deutschland und einer der ersten Anbieter der sich von vielen Mitarbeitern trennen musste, hat dank einer Geldspritze von Uber gute Überlebenschancen und übernimmt in diesem Zuge auch gleich die E-Scooter und Leihfahrräder von Uber.
Eine Marktbereinigung im Sinne aller.