Vor einigen Jahren hat das E-Bike seinen Siegeszug auf den Straßen begonnen. Zwar sind immer noch mehr klassische Fahrräder unterwegs, aber mittlerweile jedes vierte verkaufte Fahrrad in Deutschland hat elektrische Unterstützung. Ein anhaltender Trend also.
Seit dem Sommer letzen Jahres allerdings haben Fahrräder mit den neuen E-Scootern eine kleine Konkurrenz bekommen. Waren zu Anfang lediglich die Sharing-Modelle auf der Straße anzutreffen, so sind mittlerweile auch eine Vielzahl eigener E-Scooter im Straßenverkehr unterwegs. Können die E-Scooter auch für Pendler abseits der ersten und letzten Meile eine Alternative zum E-Bike sein?
Für diesen Vergleich stellen wir den handelsüblichen E-Scooter einem “normalen” Pedelec gegenüber. Natürlich gibt es auch die S-Pedelecs, aber ein Vergleich dieser bis zu 45 Km/h schnellen E-Bikes mit einem E-Scooter würde doch etwas hinken.
E-Scooter vs. E-Bike im Geschwindigkeitsvergleich
Während E-Bikes ohne Zulassung und ohne Führerschein bis zu 25 Km/h fahren dürfen, sind E-Scooter auf gerade mal 20 Km/h beschränkt. Allerdings gilt es hier zu beachten, dass beim E-Bike auch weiterhin der klassische Pedalantrieb benötigt wird. Also ein bisschen Kraft und Bewegung muss der Fahrer aufwenden um mit dem Pedelec zu Fahren. Beim E-Scooter hingegen ist der Antrieb rein elektrisch und verlangt vom Fahrer keinen Kraftaufwand. Aber dennoch kann das E-Bike deutlich zügiger unterwegs sein, also Vorteil E-Bike.
E-Scooter vs. E-Bike im Komfortvergleich
Ein Punkt an dem sich die Gelehrten streiten dürften, denn während man auf dem E-Bike bequem im Sattel sitzend fahren kann, ist beim E-Scooter in der klassischen Variante stehen angesagt. Nun könnte der Mediziner natürlich gegen das Sitzen im Allgemeinen und gerade bei Männern im besten Alter im Besonderen beim Fahrradsattel und der Prostata den Zeigefinger erheben, aber dennoch ist es durchaus komfortabler im sitzen zu Pendeln. Gerade bei langen Strecken ab 20 Kilometern ist das Sitzen doch eher angenehmer. Also auch hier ist das E-Bike im Vorteil.
E-Scooter vs. E-Bike im Mobilitätsvergleich
Ist ein E-Scooter handlicher als ein E-Bike? Jein. Es gibt natürlich E-Sccoter mit Klappmechanismus, welchen man mehr oder weniger bequem auch tragend mitnehmen kann. Das beschränkt sich allerdings auf weniger Meter, zum Beispiel ins Büro oder in die Wohnung. Die Dinger wiegen dank des Akkus doch ein paar Kilos. Aber natürlich gibt es auch die starren Modelle, wo sich die Lenkstange eben nicht umlegen lässt und somit auch nur Fahren oder schieben bleibt. Allerdings setzen sich im privaten Vergleich die klappbaren E-Scooter immer mehr durch. Ein E-Bike hingegen ist wirklich schwer zu tragen. Durch das Gewicht des Fahrrades plus der zusätzlichen Technik ist selbst das Heben des E-Bikes über eine Stufe oder gar Treppen nicht wirklich einfach.
Während E-Scooter ohne Klappmechanismus meistens nicht in Bahnen mitgenommen werden dürfen, ist das für ein Pedelec in den meisten Fällen kein Problem, da es wie ein normales Fahrrad gewertet wird. Anders könnte es allerdings bein einem S-Pedelec aussehen. Hier sollte man sich vorher beim hiesigen ÖPNV-Anbieter erkundigen.
Bei E-Scootern im zusammengeklappten Zustand sieht die Sache schon wieder anders auss., denn die gelten bei den meisten Verkehrsbetrieben als Sache und werden somit genau so kostenlos befördert wie Handgepäck. Das E-Bike hingegen ist weiterhin ein Fahrrad und benötigt als solches auch einen eigenen Fahrschein. Außerdem können zusammengeklappte E-Scooter natürlich auch in den Bus (oder natürlich auch im eigenen Auto, Taxi oder Carsharing Fahrzeugen) als Handgepäck mitgenommen werden. Da muss das E-Bike passen. Vorteil E-Scooter.
Mitnahmen von E-Scooter oder E-Bike im Flugzeug
Kleiner Zusatz: Die Mitnahme von E-Bikes und E-Scootern in Flugzeugen ist in beiden Fällen zwar aufgrund der Lithium-Ionen-Akkus Problematisch – aber nicht generell ausgeschlossen. Hier sollte man sich bei den jeweiligen Airlines über die Bedingungen erkundigen. Einige Fluggesellschaften, wie etwa EasyJet lassen zum Beispiel E-Scooter mit einer maximalen Akkuleistung von 100 Wh im Handgepäck mitnehmen.
E-Scooter vs. E-Bike im Reichweitenvergleich
Der Sieger in dieser Kategorie sollte schon im Vorfeld klar sein. Ein gutes E-Bike hat eine Reichweite von 50-100 Kilometern. Das gilt für die elektrische Unterstützung. Danach fährt das Rad natürlich auch noch. Allerdings nur noch mit Muskelkraft. Aber es geht weiter. Beim E-Scooter ist je nach Modell nach 30-60 Kilometer Feierabend. Dann fährt der E-Scooter nicht mehr und kann nur noch getragen weitertransportiert werden. Hier also klarer Vorteil E-Bike.
E-Scooter vs. E-Bike im Kostenvergleich
Jetzt wird es interessant. In dieser Kategorie ist die Schere recht groß, denn während die Anschaffungskosten für ein E-Bike zwischen 1.000 – 5.000 EUR, und für richtig gute E-Bikes auch gerne mal deutlich darüber liegen können, ist der Kaufpreis für einen E-Scooter bei deutlich Konto freundlicheren 200 – 800 EUR, für premium Modelle auch schon mal etwas über 1.000 EUR anzusetzen.
Kommen natürlich noch die Betriebskosten hinzu. Die Stromkosten sind bei beiden Möglichkeiten sehr individuell durch die diversen Anbieter schwer zu berechnen, halten sich aber auch in Grenzen. Anders sieht es bei weiteren Kosten wie zum Beispiel den Versicherungen aus. Ein E-Bike benötigt keine Haftpflichtversicherung, beim E-Scooter ist diese vorgeschrieben. Zwar verschlingt diese keine Unsummen (ca. 20 EUR/Jahr), soll hier aber erwähnt sein. Ratsam beim E-Bike hingegen ist eine Diebstahlversicherung. Hier gibt es auch verschiedene Pakete die Sowohl Diebstahl, als auch Vandalismus oder Unfall versichern. Die Kosten dafür sind abhängig vom Wert des E-Bike und liegen zwischen 10-50 EUR/Monat. Auch über ein gutes Schloss sollte man beim E-Bike nachdenken. Hier lohnt sich natürlich auch mit Blick auf den Wert des E-Bikes nicht zu geizig ran zu gehen und ruhig etwas mehr zu investieren. Ein gute Schloss gibt es ab 60-80 EUR.
Grundsätzlich fahrt Ihr dann mit einem E-Scooter günstiger. Und somit Vorteil E-Scooter.
E-Scooter vs. E-Bike Pflege
Kommen wir zum letzen Punkt. Beide Gefährte wollen gepflegt werden. Im Schlimmsten Fall seid Ihr sowohl mit dem E-Bike, als auch mit dem E-Scooter bei Wind und Wetter unterwegs. Das setzt den Geräten ordentlich zu. Neben den “normalen” Pflegemaßnahmen kommen durch die Elektrik noch weitere Punkt hinzu. Im Besonderen dem Akku sollte zusätzlicher Augenmerk geschenkt werden. Im Sommer sollte er nicht direkt Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden und im Winter nicht zu hoher Kälte. Das bedeutet bei E-Bikes sollte der Akku Herausnehmbar sein. Das macht natürlich auch Sinn um den Akku zu laden. Auch bei E-Scooter gibt es Modelle mit herausnehmbaren Akku. Allerdings reicht es hier zumeist den E-Scooter mit rein zu nehmen. Auch ist die Pflege eines E-Bikes insgesamt zeitaufwendiger. Hier gibt es dann wieder den Vorteil für den E-Scooter.
Fazit
Nach diesem Vergleich steht es 3:3 Unentschieden. Im Grunde muss jeder Pendler für sich entscheiden ob er den deutlich teureren Fahrkomfomfort mit höherer Reichweite und Geschwindigkeit einer kostengünstigeren, aber weniger schnellen und komfortablen Lösung vorzieht oder eben nicht. Beide Mikromobilitäts Lösungen sind zumindest für die Stadt eine echte Alternative zu Auto oder ÖPNV, wobei Ihr letzteres im Zweifel mit benutzen könnt wenn das Wetter nicht mitspielt, oder der Akku alle ist.