Was mich derzeit in der Debatte um E-Scooter enorm stört, ist die Einseitigkeit in der Presse. Da wird die Zahl 16.000 E-Scooter in Berlin als etwas ganz großes, Unkontrollierbares dargestellt. Überall stehen und liegen diese Elektrodinger rum. Wie das aussieht. Und ökologisch sind die ja auch gar nicht.
Und diese ganzen Rowdies, die besoffen mit den E-Scootern schwere Unfälle verursachen. Und überhaupt, das ganze dient doch nur dazu den Anbietern dieser E-Scooter die Kassen vollzumachen. Und eigentlich warten doch nur alle darauf, das der erste Anbieter endlich pleite geht.
Das alleine in Berlin tausende herrenlose Schrottfahrräder monatelang irgendwo rumliegen, teilweise nur noch angeschlossene Gerippe, stört scheinbar niemanden. Ist halt keine Headline wert.
Und was ist mit den Autos? Die stehen auch überall rum. Selbst auf Radwegen oder in Einfahrten. In zweiter Spur oder mitten auf dem Gehweg. Jeden Tag. Tausende. Und die Besoffenen? Die fahren auch Auto, und verursachen deutlich mehr und schlimmere Unfälle als die E-Scooter Rowdies.
Das Problem ist doch, dass wir uns an die Autos und das Fehlverhalten der Halter und Fahrer über Jahre gewöhnt haben. Und olle Fahrradrahmen am Brückengeländer übersieht man mittlerweile auch schon.
Gebt den E-Scootern Zeit. Dann werde sie genau so normal wie alles andere im urbanen Gesamtbild. Oder sie verschwinden wieder. Wenn sie wirklich keiner haben will. Aber das glaube ich nicht.
Foto: © Dominik Wichert